Wellnessstress

Heute ist echter Wellnessstress angesagt. Gleich um acht Uhr geht es los mit Muskelaufbau an den bekannten Foltergeräten, wie sie in jedem modernen Fitnessstudio stehen. In den Krafträumen in Damp geht es zu wie im Ameisenhaufen. Ständig kommen und gehen geplagte Menschen, hinken tapfer zur Hantelbank, rollen mit dem Rollstuhl am Laufband vorbei, das den fitteren Zeitgenossen – bevorzugt aus der Psychosomatik – vorbehalten bleibt. Rollatoren kreuzen sich mit Krücken und mittendrin Patient F., der verzweifelt versucht, die ihm zugewiesenen Geräte wiederzufinden. Zum Glück hat jeder der Apparate eine Nummer und die ist auch in der schriftlichen Betriebsanleitung abgedruckt, die man Patient F. bei der Einführung mitgegeben hat.

Kurze Pause im Sonnenschein mit Blick über den Yachthafen. Dann geht es weiter zur klassischen Massage in der Therapiegruppe vier. Dazu muss man durch geheimnisvolle Gewölbegänge gehen, von denen aus Türen zu den spannendsten Anwendungen führen. Gesundheitsbäder, Wärmebäder und Sandbäder werden durch informative Schilder an den Türen angekündigt. Ganz zum Schluss dann Therapiegruppe vier, quasi das Schweizer Messer des Therapiezentrums in Damp. Neben Gymnastik gibt es auch zahlreiche Kabinen mit Liegen, auf denen die Kurgäste erholsame Massagen erhalten. Bislang hatte diese Aufgabe bei Patient F. immer eine nette Dame übernommen. Heute jedoch wartet ein ebenso junger, kräftiger wie putziger Mann auf seinen Einsatz. Es ist schon erstaunlich, welche Höchstleistungen solche Masseure aufbringen, um die müden Muskeln ihrer Patienten wieder in Gang zu bringen. Wie auch immer, so müssen sich Hollywoodstars fühlen, wenn sie für den nächsten Filmdreh fit gemacht werden.

90 Minuten Pause, in denen Patient F. beinahe in Tiefschlaf verfallen wäre. Der Zimmerservice, der Obst, Kaffee und Tee bringt, kann das Schlimmste verhindern. Dann erst sieben Etagen nach unten, ausnahmsweise durch das naheliegende Treppenhaus. Quer über den Parkplatz und dann wieder sieben Etagen hinauf. Natürlich hält der Aufzug an jedem Stockwerk. Es steigen krückenbewehrte Damen ein, wackelige ältere Herren aus. Aber irgendwann ist es geschafft und Patient F. läuft seinem Physiotherapeuten direkt in die Arme. Der talentierte Herr mittleren Alters – also ungefähr so alt wie Patient F. – zeigt schon seit Kurbeginn die Tipps  und Tricks, wie man mit einfachen artistischen Übungen seinen Rücken beschwerdefrei halten kann. Mit viel Erfolg, wie Patient F. bestätigen kann. Denn die Schmerzen beim Gehen im Lendenwirbelbereich sind völlig verschwunden. Was zusätzlich auch dem gerade herrschenden sommerlichen Kaiserwetter zu verdanken ist.

Gleich geht es in den Speisesaal. Patient F. hat verdrängt, was es heute geben soll. Wahrscheinlich – wie meistens – etwas Seltsames. Gestern zum Beispiel gab es Reis mit roten Bohnen. Man wurde satt davon. Anschließend ist Therapiegruppe angesagt. Verblüffend, wie man aus den Problemen anderer Menschen doch noch etwas lernen kann. Erstaunt analysiert Patient F. nämlich, dass er manche Dinge noch raffinierter verdrängt als seine Mitpatienten. Das lässt nachdenklich werden. Patient F. wird berichten.

Wird so das Mittagessen von Patient F. aussehen?

Wird so das Mittagessen von Patient F. aussehen?

Geheime Forschungsschiffe der Marine. Werden hier die Speisepläne für Damp entwickelt?

Geheime Forschungsschiffe der Marine. Werden hier die Speisepläne für Damp entwickelt?

Das Therapiezentrum. Die Rettungssanitäter kamen nicht wegen Patient F.

Das Therapiezentrum. Die Rettungssanitäter kamen nicht wegen Patient F.

Ein Gedanke zu “Wellnessstress

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